7 Wünsche an François Vuille, den neuen Präsidenten EnFK

Die Energiefachstellenkonferenz (EnFK) der Kantone ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Dabei ist sie eine der wichtigeren Organisationen in der schweizerischen Energiepolitik. Dort versammeln sich die zuständigen Fachleute, die in den kantonalen Verwaltungen für Energiefragen zuständig sind und definieren gemeinsam die technischen aber auch politischen Ansätze und Positionen. Ihre Chefinnen und Chefs sind die für Energiepolitik in den Kantonen zuständigen Regierungsräte. Sie kommen zwar zweimal jährlich in der Energiedirektorenkonferenz (EnDK) zusammen, sind aber gleichzeitig noch für den öffentlichen Verkehr, für Umwelt, Hoch- und Tiefbau, Raumplanung, oder Biodiversität zuständig, und können darum kaum mehr als 10 Prozent ihrer Zeit für Energiefragen einsetzen. Deshalb vertrauen sie bei ihren Entscheidungen gerne auf die Vorarbeiten und Empfehlungen ihrer Techniker und Ingenieure. Sei es bei den Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn), sei es bei der Verteilung der Gelder für das Gebäudeprogramm oder bei den Weichenstellungen bezüglich Stromnetze oder Wasserkraftnutzung.

Grosse Nähe zur Stromwirtschaft

Die EnFK wurde seit ihrer Gründung immer von Vertretern der Deutschschweizer Kantone geleitet. Hansruedi Kunz, im Kanton Zürich im AWEL für das Energiedossier zuständig, präsidierte sie während 17 Jahren. Er hat sie in einer bewegten Zeit geführt, war engagiert, technisch versiert, pflegte die Details, hatte aber klare politische Vorlieben. So war er in der Wärmeerzeugung sehr stark auf den Einsatz von Strom fixiert. So stark, dass nicht nur die Gasbranche lästerte, dass er und sein AWEL-Team eine ausgelagerte Marketingabteilung der Axpo sei.

Ein neuer Präsident mit deutlich anderem Profil

Gerne hätte der Kanton Zürich weiterhin den Präsidenten der EnFK gestellt. Doch die Romandie stellte sich dagegen und meinte, dass sie nun auch mal am Zug sei. Mit dem Chef der Waadtländer Energiefachstelle, François Vuille, präsentierte sie einen Kandidaten, der nicht nur den bevölkerungsmässig grössten Westschweizer Kanton kompetent vertritt, sondern in den vergangenen Jahren als Chef des Energy Science Centers der EPFL auch eine breite Sicht gewonnen und sich stark für Innovationen und Startups der Energieszene eingesetzt hat.

7 Wünsche an François Vuille zum Start ins neue Amt

Ich arbeitete mehr als die Hälfte meiner Berufsjahre in kantonalen Verwaltungen und habe während 12 Jahren die Energiefachstelle des Kantons Solothurn geführt. Ich weiss, wie schwierig es ist, neben den alltäglichen Geschäften noch genügend Ressourcen für die EnFK und insbesondere für die Arbeit in deren technischen Arbeitsgruppen aufzubringen. Darum habe ich an den neuen Präsidenten der EnFK, François Vuille, ein paar Inputs und Wünsche:

Wunsch 1: Brich die Konzentration auf den Strom für die Wärmeerzeugung im Gebäude auf und gib anderen Energieträgern eine faire Chance. Mit Blick auf die Stromlücke im Winter sollten Alternativen breit geprüft werden. Wir haben uns vor kurzem an der Einweihung einer innovativen Anlage zur Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff gesehen. Das ist ein erfreuliches Signal, dass auch Du einen breiten Wärme-Mix anstrebst.

Wunsch 2: Lass Städte und Gemeinden die Umsetzung des „Netto-Null“-Ziels 2050 parzellenscharf in ihren kommunalen Energierichtplänen aufzeigen und umsetzen. Nur wenn sie sich jetzt mit diesem Thema befassen, haben wir angesichts der langen Investitionszyklen eine Chance, die Ziele zu erreichen.

Wunsch 3: In den dichtbesiedelten Gebieten des Mittellands sollen Heizung und Kühlung nicht mehr als Aufgabe jedes einzelnen Gebäudes angesehen werden: Nutze die Chancen der Fernwärme. Lass kommunale Fernwärmenetze jetzt als wesentliches Element kommunaler Energierichtpläne vorbereiten und in den nächsten Jahren schrittweise realisieren.

Wunsch 4: Überleg Dir, ob es die mit vielen technischen Details überladenen MuKEn braucht, wie sie Deine Vorgänger immer wieder fortgeschrieben haben. Wäre es nicht einfacher, ein Ziel wie Null-Energie oder Plus-Energie vorzugeben, auf die SIA-Normen etc. zu verweisen und darauf hinzuweisen, dass diese Ziele im Betrieb – und nicht nur bei der Baueingabe auf dem Papier – erfüllt sein müssen und von den Behörden kontrolliert werden?

Wunsch 5: Lass Dich vom Kooperationsgedanken und nicht vom juristischen Denken in Verfassungsbestimmungen leiten. Zu lange haben die Kantone darauf gepocht, dass primär sie und nicht der Bund für den Gebäudesektor zuständig sind. So wurden sinnvolle Initiativen mit dem BFE nicht oder nur halbherzig vorangetrieben. Die aktuelle Kampagne „Erneuerbar heizen“ mit den Impulsberatungen ist der Beweis, dass man zusammen mehr erreichen kann.

Wunsch 6: Wir beide wissen, dass die Energiefachstellen der Kantone und Städte mit Alltagsarbeiten mehr als ausgelastet sind. Zeit zum Entwickeln von neuen Lösungen und den dafür nötigen Regulierungen fehlt. Wie wäre es, wenn Kantone, Städte und Gemeinden zusammen mit dem BFE einen kleinen Think-Tank (beispielsweise an der EPFL) schaffen würden? Dieser könnte zukunftsträchtige Vorschläge fachlich kompetent abseits der alltäglichen Geschäfte erarbeiten.

Wunsch 7: Eine neue Studie zeigt, dass zwischen 40 und beinahe 90 Prozent der fossilen Heizungen wieder durch eine fossile Heizung ersetzt werden. Das ist nicht allein eine Frage von Bequemlichkeit oder mangelnden Finanzen. Es liegt auch daran, dass ein Laie mit der Planung und Realisierung eines Umstiegs zu erneuerbaren Energien bald schon mal überfordert ist. Erste Kantonen stellen für derartige Projekte qualifizierte Bauherrenbegleiter zur Verfügung. Sie unterstützen die zwar motivierten aber nicht immer versierten Bauherren, helfen bei der Planung und der Koordination der einzelnen Handwerker. Dieser Ansatz muss ausgebaut werden. Statt grossen flächendeckenden Kampagnen braucht es mehr individuelle Unterstützung für die, die etwas bewegen und den Gebäudepark Schweiz Richtung Netto-Null bringen wollen.

Lieber François, ich freue mich, von Deinen Entscheiden und Taten zu lesen und bald die Früchte Deiner Arbeit zu sehen. Viel Glück und Erfolg!