Diese Woche wurde kommuniziert, dass die Smart Regio Basel als Projekt im Umfeld von IWB und Gewerbeverband künftig als Online-Plattform über all ihre Projekte auf Internet informiert und wir mit den entsprechenden Initiativen, Projekten und Personen direkt Kontakt aufnehmen können. Smart Cities und smarte Regionen wollen ja die Infrastrukturen Verkehr, Energie, Kommunikation etc. intelligent (und damit auch digital) bündeln und kundenfreundlicher anbieten. So sollen diese den Einwohnern eine höhere Lebensqualität bieten und die Cities für Unternehmen attraktiver machen.
Gehört BVB nicht zu einer smarten Infrastruktur?
Damit sind die Versorger des öffentlichen Verkehrs, in Basel die BVB, und der Energie, in Basel die IWB, zentrale Puzzleteile auf dem Weg zu einer Smart City. Interessant ist, dass die BVB beim Projekt Smart Regio Basel gar nicht Mitglied ist. Zudem machen BVB wie IWB in den letzten Jahren nicht eben mit Kundenfreundlichkeit sowie Serviceorientierung Schlagzeilen sondern weit mehr mit Turbulenzen im Management. Immerhin hebt sich dabei die IWB positiv ab, weil CEO David Thiel und der VR-Präsident nach einem Streit über die Ausrichtung des Unternehmens auf eigenen Wunsch ausgeschieden sind, während bei der BVB VR-Präsident und CEO persönliche Interessen mit jenen des Unternehmens derart arg vermischten, dass sie gehen mussten.
Tramgeleise-Sanierung: Mitarbeiter und Kunden vergessen
Aber von smart, im Sinne von vernetzt und kundenorientiert, merkt man im Alltag der Stadt Basel derzeit wenig oder nichts. Nachdem in den letzten Jahren jeden Sommer Strassen aufgerissen wurden, um neue Glasfaserkabel etc. zu legen, sind diesen Sommer wieder alle Strassen blockiert, weil die Tramgeleise umfassend erneuert werden. Aber man frägt besser keinen Trämliführer, wie man zu diesem oder jenem Ort kommt, denn er antwortet direkt und deutlich, er wisse es auch nicht. Ähnlich überzeugend ist die Information an den Tramhaltestellen – meist wenig oder nichts. Bemerkenswert ist auch, mit welch gemächlichem Tempo die Sanierung der Tramgeleise vorangetrieben wird: bereits um 18 Uhr sind jetzt auf den Baustellen keine Arbeiter mehr zu sehen. Ganz anders in der als langsam verschrienen Region Bern, wo vor kurzem die Sanierung der Geleise des Vorortszüglis nach Worb im 24-Stunden-Betrieb innert drei Wochen realisiert war.
Die älteren Einwohner mitnehmen
Auch das Vertrautmachen der älteren Einwohner mit den neuen smarten Technologien geschieht recht unterschiedlich: während in Basel der Home-Support für IT über Pro Senectute durch etablierte Firmen zu 130 Franken pro Stunde geleistet wird, sind in anderen Regionen pensionierte IT-Silberfüchse für Pro Senectute unterwegs und verlangen nur 35 Franken pro Stunde. Keine Frage, dass man sich mit seinen IT-Problemen eher einem Vertreter derselben Generation anvertraut als einem jungen „Digital-nativ“.
Eine starke zentrale Stelle in der Verwaltung schaffen
Smart cities und smarte Regionen werden nur zum Fliegen kommen, wenn man (auch ältere) Kunden und (Basis-)Mitarbeiter stark einbezieht, was in Basel eben nicht der Fall ist. Zudem muss die Regierung diese Bündelung der einzelnen Infrastrukturen sowie die Digitalisierung federführend und umfassend angehen. Sie muss eine starke Einheit schaffen, welche die Fürsten der einzelnen Ämter und öffentlichen Unternehmen zur Koordination verpflichtet. Aber auch da krankt die Stadt Basel. Da gibt es eine Einheit «Stadtentwicklung» im Präsidialdepartement für die «soft factors» und im Baudepartement eine Stadtplanung, die eigentlich eine Koordinationsfunktion für alle Infrastrukturen an Oberfläche und im Untergrund hätte. Getrieben und koordiniert wird der Aus- und Umbau der Infrastrukturen aber weniger durch diese beiden Ämter sondern durch die Wünsche und Ambitionen der Fachämter sowie Unternehmen.
Basel hat bereits viele Initiativen ausgerufen, welche Stadt und Region international oder zumindest europäisch (etwa das Europäische Institut für Aussenhandel Basel) in eine Leadrolle bringen sollten. Viele sind versandet – auch der Smart Regio Basel droht dieses Schicksal, weil man nicht nur immer wieder neue Logos, Initiativen mit hübschen Mäntelchen und prominenten Beiräten aus dem gewerblichen Milieu erfinden kann. Es braucht eine Regierung, welche konsequent führt, die Koordination verwaltungsintern massiv stärkt und idealerweise beim Präsidium einen Smart City Manager etabliert, der dies alles im Namen des Gesamtgremiums managt und vorantreibt.
Und vielleicht überlegt sich die Basler Regierung auch noch, ob man smart nicht über die Stadtgrenzen hinaus denken und angehen sollte: Smart Regio Basel ist heute eine stark städtische und gewerbeverbandsnahe Initiative. Netze vom Verkehr über Energie bis hin zu Telekommunikation überschreiten aber Kantonsgrenzen, auch deren Nutzer kommen aus der gesamten Regio. Da wäre eine enge institutionelle Zusammenarbeit mit den Kantonen Basel-Landschaft, Solothurn, Aargau aber auch der badischen und elsässischen Regio mehr als angezeigt.
Blog im Energate Messenger vom 27. Oktober 2017